Worte in der Stille
Thelon River Kanada
Vom reisen
Alleine reisen – warum tust du das: Was ist der Grund? Die Sehnsucht? Oft wurde ich vor meiner Reise danach gefragt. Es brauchte einige Tage der Stille, der Reflexion und Selbsterforschung in der Abgeschiedenheit des Nordens, bis die Antwort zu mir kam:
Es ist die unermessliche Weite, die das Herz öffnet
Es ist die Stille, um mich und in mir.
Es ist der Tanz mit dem Nordwind zur Melodie der Wellen, die das
Lied des Flusses begleiten;
eingerahmt von den verschiedenen Düften der Wildnis.
Dies bringt mir die Verbundenheit mit der Mutter Erde.
All dies zusammen macht Heilung möglich:
Transformation im Herzen!
Dies ist der wahre Grund, alleine in die Wildnis zu ziehen. Die unglaubliche Präsenz zu spüren, die dabei entsteht. Bei sich im Zentrum anzukommen und gleichzeitig ein Teil des Ganzen zu sein – einfach unbeschreiblich.
Erstes Camp beim Lynx Lake am Abend des 7.Juli 2023
Vom Ankommen
Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass das Reisen mich sofort aus meiner Komfortzone hinaus befördert. Es bringt mich in die Handlung. Gedanken, Pläne und Träume nehmen Gestalt an. Das Leben wird lebendig. Im Moment, als das Wasserflugzeug in einem weiten Bogen nach Yellowknife zurückflog, wurde mir die unglaubliche Weite erst richtig bewusst. Hunderte von Kilometern ohne Siedlungen, Straßen und Menschen? Ich wusste es nicht…Die Stille war sofort da. Es war nicht die Abwesenheit der Geräuschen der Natur, sondern die Natürlichkeit der Stille. Der leichte Wind, das sanfte Plätschern der Wellen und das Summen der Insekten. Ansonsten Stille! Ich konnte es anfangs nicht einordnen; es ist das Heimkommen in der Stille, das Frieden bringt und es ist die Weite, die das Herz öffnet.
Der Moment des Ankommens, in einer Welt ohne Hektik und Lärm, öffnete mir die Augen für die Schönheit der Einfachheit. Es ist eine Rückkehr zu den Wurzel. Meine Verbindung mit der Natur und mit mir selbst. Es ist ein Gefühl von Zuhause ankommen, das nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist, sondern vielmehr das Gefühl der inneren Ruhe und Erfüllung.
Vom unterwegs sein
Der Start mit dem Kanu fiel mir leicht, da ich das Outdoor-Leben gewohnt bin. Frühstücken, das Camp abbauen und packen – mit den Tagen entwickelte sich eine Routine, die meditativ wirkte. Der Upper Thelon bietet eine Abwechslung zwischen seeähnlichen Abschnitten und Wildwasserstrecken. Diese erfordern Konzentration und manchmal auch recht viel Mut, besonders wenn es durch verblockte Passagen geht. Einige Abschnitte waren für mich alleine nicht befahrbar, sodass ich treideln oder das Kanu tragen musste. Mit etwas Wetterglück – nur einmal ein Regenschauer – konnte ich die ersten Etappen richtig genießen.
Es ist schön, alleine unterwegs zu sein und den eigenen Rhythmus zu finden. Alle Entscheidungen selbst zu treffen und Verantwortung zu übernehmen, stärkt das Vertrauen in sich selbst. Sich der Natur hinzugeben, verstärkte meine Wahrnehmung mit jedem Tag und steigerte das Vertrauen in das Sein.